ein verlängertes Wochenende im Süden ist immer wieder eine sehr erfreuliche Abwechslung. Noch dazu war es ein recht intensives.
Mittwoch abend nach der Arbeit ging es gemeinsam mit Anne von der Gare de Lyon nach Marseille. Dort hatten wir eine Reservierung in einer untypischer Wohnung mit Gartenzugang, einer reichen psychologischen, philosophischen, künstlerischen, musikalischen Bibliothek.
Am nächsten Tag warfen wir einen Blick auf den Vieux Port, ehe wir mit dem Bus nach Tourves fuhren, wo uns Elsa, die Nichte von Anne, Museumsdirektorin von 4 Museen, unter anderem des Museums Les Gueules Rouges in Tourves, oder dem Centre d'Art Châteauvert, ist.
Elsa hatte für uns eine Kleinigkeit zum Essen besorgt, führte uns durch das Bauxitmuseum, ehe sie den Arbeitstag fortsetzte und Anne und ich durch Tourves spazierten, und noch ein wenig im Bauxitmuseum herumstreiften. Nach Feierabend fuhren wir zum Centre d'Art, wo auf einem angrenzenden Gelände Skulpturen aufgestellt sind, auf die allerdings das Museum keine Rechte hat, da sie auf Initiative des ehemaligen Bürgermeisters auf so etwas wie Freiwilligenbasis aufgestellt sind.
Wir kehrten zum Abendessen in einem Lokal auf dem Hauptplatz von Brignoles ein, wo Elsa wohnt.
Es ergab sich, dass dort eine Guinguette im Gange war, und wir uns unter die Tanzenden warfen. Diese waren in erster Linie Mitglieder eines Tanzschulclubs und konnten natürlich das Paartanzen ganz gut.
Am nächsten Tag verbrachten wir den Vormittag in Brignoles, das eine sehr schöne mittelalterlich geprägte Altstadt aufweist.
Gegen Mittag holte uns Elsa ab und wir fuhren nach Marseilles zur Voreröffnung von Pareidolie, dem Salon international du dessin contemporain, zu dem Elsa aus beruflichen und wir aus Interesse gekommen waren. War super, dass sich uns diese Gelegenheit bot !
Wir kehrten nach Brignoles zurück, um gleich am nächsten Morgen nach Aix en Provence zu fahren, um die ausgesprochen feine Ausstellung Chefs-ouevre du Guggenheim der Collection Thannhauser im Hôtel de Caumont anzusehen. Manet bis Picasso, aber eher ungewöhnliche und wenig gesehene Werke. Ein Genuß, ein sehr schöner Rahmen für die Ausstellung, mit einem ebenso wunderschönen Garten.
Danach fuhren wir zu dem Verwandtschaftstreffen von Anne und Elsa in der Bastide, am Rande von Aix. Die Verdiers haben in ihrem provenzalischen Haus die KünstlerInnen in der Familie zu einer Ausstellung zusammengetrommelt. Gemälde, Skulpturen, Kostüme für den Karneval in Venedig, Lesung von Geschichten, Auszug eines Theaterstücks waren im Haus und im Garten ausgestellt und lockten etwa 100 Gäste an. Der Abend wurde durch ein Jazzkonzert abgerundet, die Musiker waren aber nicht von der Familie.
Ich fuhr mit dem Bus nach Marseille, wo ich ein Quartier in der Nähe des vieux port gemietet hatte.
Am nächsten Tag flanierte ich den Hafen entlang bis zum MUCEM. 1. Sonntag im Monat ist der Eintritt frei, und so entschloss ich mich, ins Museum zu gehen. Jean Dubuffets Art Brut steht in großem Kontrast zu den Werken aus der Sammlung Thannhauser mit einem sehr konzeptionellen Ansatz.
Anne kam ebenfalls nach Marseille, wir trafen uns zum Mittagessen, gingen in die Vieille Charité. Danach streifte ich durch das Quartier Le Panier, und traf Anne später wieder am Vieux Port. Es war erneut ein sehr heißer Sommertag, insofern machte ich eine Pause im Schatten bei dem Rathaus von Marseille.
Ich holte mein Gepäck, wir wanderten zu Fuß Richtung Bahnhof. Etliche Stadtviertel in Marseille sind in Transformation. Was auch den Unmut der Bewohner hervorruft, die teilweise ausquartiert werden.
Gegen Mitternacht kam ich zu Hause an. Was für ein Wochenende! Schön war's, den Sommer noch einmal richtig zu spüren. In Paris erwarteten mich deutlich niedrigere Temperaturen.