Publié le 14 Juillet 2010

 

Entgegen ursprünglicher Pläne habe ich mir doch die Militärparade zum 14. Juli im Fernsehen angesehen. Erstaunlich, dass eine Militärparade, oder anders gesagt Zur-Schaustellung von Macht,  mich nicht ganz unbeeindruck lässt.

Dieses Jahr stand die Feier unter dem Motto 50 Jahre Unabhängigkeit der ehemaligen französischen Kolonien. 12 Nationen haben die Einladung zur Teilnahme an der Parade angenommen und Delegationen entsendet. Kontroverse Meinungen gab es dazu schon im Vorfeld zu hören und zu lesen. Die Afrikanischen Länder haben eine gemeinsame Geschichte mit Frankreich, die ist aber auch von Unterdrückung, Ausbeutung, Kriegshandlungen und für Frankreich wenig ruhmreichen Ereignissen geprägt gewesen. Zum anderen findet sich so manches Teilnehmerland und ganz besonders das jeweilige Militär in den Schlagzeilen wegen Menschenrechtsverletzungen und Vergehen gegen Bevölkerungs-(gruppen).

Le Président de la République beeilte sich mitzuteilen, dass er nicht aus sentimentalen Gründen die Einladung ausgesprochen hat, sondern um die nach wie vor engen Beziehungen zwischen den Ländern und Frankreich zu betonen. Dass Frankreich bei den jeweiligen Unabhängigkeitsfeiern durch Abwesenheit glänzt lässt ahnen, dass der Wunsch ein neues Kapitel aufzuschlagen möglicherweise nicht so dringlich ist.

In alphabetischer Reihenfolge defilierten die Delegationen, angeführt von einer Frauendelegation aus dem Bénin (Algerien hat offenbar dankend abgelehnt). Burkina Faso, Cameroun, Centralafrique, Congo-Brazzaville, Gabon, Mali, Mauritanie, Niger, Sénégal, Tchad und Togo folgten. Die Uniformen und Art zu defilieren waren wahrlich sehenswert. Auf der Eherentribüne fanden sich Vertreter der Staaten, die ebenfalls Abwechslung in das Bild der dunklen Anzug- und KostümträgerInnen brachten. Und erst die first ladies!

Dann ging es weiter  mit den Delegationen von verschiedenen Ausbildungsstätten. Und die Karrieren sind da vielfältigst – nebst Marine und wie diese ganzen Kampfdingens heißen gibt es Wissenschaftler, Mediziner, Veterinärs, Historiker, Journalisten usw. Das Militär hat sich auch einen Auftrag zur sozialen Gleichstellung gegeben, und so ist das Militär für junge Leute aus weniger begünstigen sozialen Schichten eine Möglichkeit zu einer höheren Ausbildung zu gelangen, was ihnen im zivilen Bereich nach wie vor vielfach verwehrt bliebe.

Aber auch „Alte Hasen“ fehlten nicht. Und Vertreter, die etwa bei der Katastrophenhilfe in Haiti kürzlich im Einsatz waren, oder in Afghanistan oder Libanon stationiert sind, waren da. Auch Cavaliers nahmen teil. Die Rösser sind brav die Champs-Elysées hinuntergetrabt, obwohl ihr Reiter entweder die Trommel schlug oder in die Trompete blies. Gibt es Ohropax für Pferde?

Die Fremdenlegion mit ihren lederschürzen,- hacken- und barttragenden Vertretern, die in fast der halben Schrittgeschwindigkeit verglichen mit den übrigen Delegationen defilieren, und die Sapeurs Pompiers fehlten auch nicht. Die Feuerwehrler wurden wieder mit standig ovations empfangen und bildeten auch den Abschluss der Fahrzeugparade.

Dass sich das alles in strömendem Regen abspielte habe ich noch nicht erwähnt. Die Regentropfen sprangen zentimeterhoch wieder auf vom Pflaster. Die Uniformen und Fahnen waren so richtig vollgesogen mit Wasser – „Schlepp“.

Insofern wurde mit Spannung erwartet, ob die Fallschirmspringer die Punktlandung vor der Ehrentribüne auf dem Place de la Concorde vorführen würden.  Die hoppten einer nach dem anderen mit einer Kußhand aus dem Flieger, als würden sie gerade mal aus der Métro aussteigen. Jeder war mit zwei Fahnen ausgestattet, denen der Afrikanischen Delegationen, Frankreich und EU. Und segelten gekonnt über die Stadt – geniale Kameraaufnahmen von einem der Parachutistes gab es. Gelandet wurde in lockerem Laufschritt auf dem glitschnassen Kopfsteinpflaster. Ich musste unweigerlich an den Neubaublogeintrag und die Hosenbodenlandung denken.

Dann schüttelte Sarkozy noch Hände der Regierungs- und Delegationsvertreter. Und größer könnte der Kontrast nicht sein – anschließend die der Gäste auf der für Behinderte reservierten Tribüne daneben. Viele Kinder waren darunter, mit denen Nicolas ungewöhnlich volksnah gleich Gespräche begann. Nach der Demonstration von „strotzender Gesundheit“  war das in der Tat ein überaus bewegender Moment. Und auch Militärs waren darunter, die Bein, Arm, Augenlicht im Einsatz verloren haben. Ein Appell, dass es selbst bei so genannten Friedenseinsätzen immer um sämtliche Aspekte von Krieg geht. Das gelangt allzuleicht in den Hintergrund, wenn zu Festzwecken aufmarschiert wird.

 

 

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Rédigé par Jutta

Publié dans #parisplages

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