Publié le 14 Septembre 2011

Zwischen Kunstwerken aus byzantinischer Zeit bis zeitgenössischer Kunst in der Biennale. Zwischen Lido, Venedig, Insel San Giorgio, Murano. Die nicht ganz 5 Tage waren so reich an Eindrücken, die sich kaum in Worte fassen lassen. Und auch nicht in Fotos.

Künstlern wie Tintoretto ist es gelungen, damals wie heute den Menschen Geschichten zu erzählen, die in der Wahl der Szenen so unglaublich vielfältig sind und dabei klar vermitteln, worum es geht. Aber in ihrer Gesamtheit führen sie einen Menschen des 21. Jahrhunderts, der an Bilderflut gewöhnt sein sollte, an die Grenzen des Fassbaren! Stunden und Tage könnte man etwa in La Scuola Grande di San Rocco verbringen, und immer neue Details und Facetten würden zum Vorschein treten.

Von den Deckenfresken in San Pantalon, über die Kunstwerke in der Kapelle in San Pantalon, zu Basilika Santi Giovannie et Paolo, zu Santa Maria dei Miracoli, Santa Maria e Donato, Palazzo Ducale, Palazzo Grassi und und und ... ganz zu schweigen.

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Und auch hier habe ich das Tanzen nicht lassen können. Eines Abends auf dem Weg zum Vaporetto Richtung Lido, wo ich bei Rachele und Stefano wohnte, überquerte ich Piazza San Marco. Und die Orchester bei den Cafés spielten Musik, die mich zu einer kleinen Improvisation unter dem Sternenhimmel animierte. Das war einfach zu genial!

Und genial war auch, dass Gaby und Christoph ebenalls ein Wochenende in Venedig verbrachten. Wenn wir uns schon weder in Wien noch in Paris treffen - Venedig macht es möglich.

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Große, weitläufige PlätzeDSC00650enge Kanäle und Gassen. Und die in Venedig typische Rauchfangform.

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Lido

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auch Lido

 

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Malamocco (Lido), einer der ältesten Teile Venedigs.

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Ebenfalls in Malamocco. Anschauliches Beispiel der in der Baukunst einst üblichen Steinverbindung mit Metallstücken.

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Rachele, Stefano, Eva und Lucca.

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Aperol Spritz

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Markus Schinwald im österreischischen Pavillon. Sehr gelungener Beitrag!

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Der Venezianische Pavillon.

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Die Baumgruppe im nordischen Pavillon (Schweden, Norwegen)

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Mona - Lisa

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Die Kriegsmaschinerie in Bewegung halten. Ein amerikanischer Beitrag.

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Tarnanzüge mit Blumenmotiv. Starke Bilder und Mahnung an den Betrachter sehr genau hinzusehen. Denn was als idyllische Blumenwiese erschien, diente als Tarnung für Soldaten und Waffen.

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"Wird es das letzte Mal sein?" fragten die Stühle in verschiedenen Sprachen, wenn man darauf Platz nahm. Anhand einer so banalen Bewegung wie sich setzen die Vergänglichkeit und das Unwiederbringliche, die Bedeutung des aktuellen Moments darzustellen ging mir so unter die Haut, dass mir die Tränen heruntergelaufen sind.

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La Scuola Grande di San Marco

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Der Colleone auf dem Campo San Giovanni e Paolo ist mir aus dem Geschichtsunterricht noch sehr gut in Erinnerung. Frau Geschichtsprofessor Aschenbrenner hat diese Reiterstatue mit einer etwas romantischen verglichen. Zweck der Übung: vermitteln, wie authentisch die eine Statue wirkt - nämlich die des Colleone. Während der andere - Zitat "ausschaut ois tät er Engerl suachn." Musste am Fuß des Colleone herzhaft lachen, als mir diese Anekdote wieder einfiel.

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San Giovanni e Paolo

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Die Friedhofsinsel von Venedig.

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Georgina - die Drachentöterin.

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Anish Kapoors "Ascencion" zu Gast in San Giorgio Maggiore

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Biennale - Teil II - diesmal Arsenale.

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DSC00628 Flügellöwen à la Markus begeeistern Fans von Flügelträgern - siehe Blog "Anges".

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Bodenmosaik - Santa Maria e Donato - Insel Murano

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In Murano darf die Glaskunst nicht fehlen.

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Punta della Dogana, beherbergt seit 2009 ein Museum zeitgenössischer Kunst; Im Hintergrund die Insel Giudecca.

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Was für den Touristen den Charme Venedigs ausmacht ...

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... erweist sich im Alltagsleben als mitunter nicht so praktisch. Erschwerter Brückenschlag. Zum Seufzen...

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Werbeeinschaltung - ehemals Seufzerbrücke.

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Gondoliere sucht Kundschaft.

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O partigiano porta mi via

 

 

  Urlaubslektüre: Thomas Mann: La Mort à Venise (Der Tod in Venedig)

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Publié le 11 Septembre 2011

Martine, Sabine, Damien und ich sind von Faragous gemeinsam nach Millau abgereist, wo sie mich vor der Autovermietung mit Sack und Pack nach einer herzlichen Verabschiedung abgesetzt haben. „Lass dich nicht stehlen“, hat mir Sabine noch auf den Weg mitgegeben. Wie lang ich das schon nicht mehr gehört habe! Sich in dem überaus schönen und vielfältigen Landstrich Aveyron stehlen zu lassen könnte allerdings auch was haben.

Ich habe meinen Fiat 500 Cabrio – schwarz mit rotem Dach – in Empfang genommen, um wieder retour nach Saint Affrique zu fahren.

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Es war Samstag, also Markttag! Ideal um Jause einzukaufen – Schaf-und Ziegenkäse, Tomaten, Früchte… teilweise direkt von den Produzenten. Da lacht des Herz der verstädterten einst Landbewohnerin.

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Ein Messer fehlte im Reisegepäck, doch auch dafür hat Aveyron eine Antwort. im Norden gehört ein Stück des Hochplateaus Aubrac zu diesem Departement. Und dort sind traditionell die Messermacher daheim. So besitze ich jetzt ein Laguiole Prestige Au Sabot mit Wacholderholzgriff.


Die Schiefergasgegner waren sehr präsent auf dem Markt – man wehrt sich gegen die geplanten Gasgewinnungspläne, zumal ökologische und gesundheitliche Folgen befürchtet werden. Und ob dem Tourismus diese Energiegewinnungsplantagen zuträglich sein wird sei dahingestellt.


Und wie kommt’s überhaupt, dass ein Ort in dieser Gegend Saint Affrique heißt? Namensvetter ist ein Bischof genannt „Africanus“, der von den Westgoten verfolgt hier um ca. 500  Zuflucht fand. Die Kathedrale zeugt davon.

Der Ort hat eine wechselhafte und nicht unblutige Geschichte erlebt – gehörte während des 100 jährigen Krieges zwischenzeitlich zu England, war umkämpfte Hochburg der Protestanten während der Reformation. Anfang des 20. Jahrhundert hat es mit dem Verlust der Unterpräfektur auch etwas an Bedeutung verloren.

 

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Die Freiheitsstatue von Saint Affrique.


Die alte Steinbrücke aus dem 13. Jahrhundert spannt sich imposant über die Sorgues, gleich neben der Kathedrale.

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Saint Affrique liegt fast im Zentrum des Aveyron, der sich aus Raspes du Tarn, Rougiers, Causse und Monts et Lacs de Levézou zusammensetzt. Zwischen Flußschluchten und Seenhochplateau sind vielfältigste Landschatstypen zu finden.

In Affrique dürfen auch exotische Tiere wie Giraffen nicht fehlen. 

DSC00398Auf die Werke dieses Metallkünstlers trifft man übrigens immer wieder in der Region.

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Ich habe mich zuerst unter dem Felsen zum Picknick niedergelassen.

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Ehe ich die Gegend um St. Rome de Cernon erkundete sowie den ersten Dolmen besichtigte.

DSC00394Dolmen des Tiergues


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Menhire mit Gravur, deren Bedeutung noch nicht ganz geklärt scheint, wurden hier gefunden und wieder in der Landschaft aufgestellt.


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Les Costes Gozon – Reste einer Burg der Gozons.

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Und die Kapelle zur Gozons-Burg.


In der Auberge Coteau in Bournac wurde ich herzlich empfangen. Ein Zimmer zu finden war nicht einfach, aber dank der Touristeninformation in St. Affrique fand ich ein Plätzchen. Kann die Auberge nur jedem empfehlen!  Die Familie Barthe, deren Sohn Stéphane ein Radprofi war – diverse Pokale zeugen davon – haben sich um mich bemüht und je nach meiner Interessenslage mir Routenvorschläge gemacht, Tipps gegeben. Mich am Tag vor meiner Abreise bekocht. Die Auberge war einst Restaurant – die Mama hat das Küche und vieles mehr geschupft, dass man sich fragt, wie das ein einzelner Mensch schaffen kann. Selber Fleisch- und Wurstwaren verarbeiten, 70 Leute bekochen, als Briefträgerin arbeiten… Ein paar Rezepte hat sie ihrer Schwiegertochter weitergegeben, die sie gerne nachkocht.

DSC00518In Bournac bricht ein neuer Tag an.


Eine Taubenfamilie nistete in den Blumenkisten am Balkon. Die beiden Tauben wurden von den Eltern ordentlich gefüttert, am Tag meiner Abreise sah ich sie dann flügge werden. Die Eltern haben ja immer gezeigt, wie es geht, und waren ziemlich pushy, dass der Nachwuchs fliegen lernt.

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Ich fuhr nach Sylvanès, um die ehemalige Zisterzienserabtei zu besichtigen, in der seit 34 Jahren alljährlich ein Musikfestival stattfindet. Die Abtei war längst aufgelassen, das Gemäuer dem Verfall hingegeben, bis Pater André Gouze sich hier angesiedelt hat, und das Renovierungs- und Festivalprojekt gemeinsam mit dem musikalischen Direkter Michel Wolkowitsky geboren wurde. Heute kommen Künstler aus aller Welt zum Sakral- und Weltmusikfestival, die Chorgesangssommerakademie erfreut sich zahlreicher Teilnehmer, und auch sonst gibt es allerhand Programm wie Ikonenmalerei.

 

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Man muss wissen, dass wenige Kilometer entfernt im Wald eine russische Holzkirche steht, die in Russland, nördlich von Moskau errichtet worden war, wieder abgebaut, nach Frankreich transportiert und erneut errichtet wurde. Das Projekt der Völkerverbindung drohte beinahe zu scheitern, war die Kirche doch bei weitem größer ausgefallen als gedacht und der Transport stellte ein schier unlösbares Problem dar. Bis per Zufall der Initiator bei einer Hochzeit neben dem Verantwortlichen für den internationalen Gütertransport bei der französischen Bahn zu sitzen kam. Der schließlich setzte sich für die Realisierung ein, die Kirche wurde verladen, umgeladen und etwa Mitte der 90 er Jahre stand sie dann tatsächlich im Aveyron.

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Neben Ikonen und Malereien vorwiegend jüngeren Datums finden sich auch ältere Kunstwerke, wie etwa dieses Kruzifix.

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Ich hatte das Glück einen Platz im Konzert des russischsprachigen Chors "Le Choeur de Crimée" und des Ensembles "Voces Intimae" zu bekommen. Die Akustik in der Kirche ist einmalig, die Sänger und das Konzert waren es ebenfalls.

 

Auch auf den Spuren der Templer war ich unterwegs, wie etwa in Saint Jean d'Alcas

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In Saint Paul des Fonts, einem Ort im Talschluss liegend, wirkte einst der Botaniker Hyppolyte Coste.

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Schon in Languedoc Roussilon liegt das Tibetische Ausbildungs und Zentrum für, hm, wie nennt man das, Klausur? Rückzug? Zentrum Lérab Ling. Am Beginn der 90 er Jahre entstanden, 2000 vom Dalai Lama eingeweiht. Und 2008 war nochmal der Dalai Lama zu Gast, um den großen Tempel, von Handwerkern und Künstlern hauptsächlich aus Burma und Tibet errichtet, zu eröffnen und einzuweihen. Manche erinnern sich vielleicht noch an die Episode, denn in letzter Minute hat M. Sarkozy seine Freu vorgeschützt, China hätte seine Präsenz vielleicht weniger gouttiert.

Tag der offenen Tür war dank des Besuchs des Dalai Lama in Toulouse. Ist der nämlich da und lehrt, setzen die anderen Lamas ihre Lehre aus. So konnte ich eine Führung machen, das Zentrum besichtigen, mich laben und die Liveübertragung der Konferenzs des Dalai Lama zum Thema "L'Art du Bonheur" im großen Tempel miterleben

 

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Am letzten Tag unternahm ich einen Ausflug ins Seenhochland, ideal für einen so heißen Augusttag. Unterwegs kam ich in allerhand Ortschaften wie Alrance, Canet De Salars, Salles-Curan, Castelnau-Pegayrols usw.


Hier der See Lac de Pareloup.

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In der Gegend sieht man noch öfter Dorfplätze mit Rundsteinen gepflastert, nicht nur in den eher wie Museumsdörfer wirkenden wie beispielsweise Castelnau, sondern auch in den belebteren Orten. Denn auch hier hat die Abwanderung nicht halt gemacht.

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So ging auch mein Vermieter, Robert Barthe, nach Paris, wo er seine Frau kennen gelernt hat. Sie sind dann irgendwann retour nach Bournac, und Evelyne ist aufgeblüht, denn jegliche Stadt kann ihr gestohlen bleiben, mitsamt Lärm und Verkehr.

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"machst ein Foto von der Dorfjugend" haben mir die Herren lachend gesagt - und haben dann in höchsten Tönen von ihrer Reise nach Österreich und Süddeutschland erzählt. So schöne Dörfer, der Blumenschmuck! alles so sauber! Der Achensee - so herrlich!

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Roquefort, von wo der berühmte Schafkäse kommt, liegt wirklich unterhalb der Felsen. Den Besuch einer Käserei habe ich bei meinem Besuch ausgelassen.

Dieses Schild war richtungsweise für Etappe 3 meines Urlaubs:

DSC00528DSC00541alles dreht sich.

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Musikalische Reisebegleitung:

Lux Femine (Jordi Savall, Montserrat Figueras)

Babel Orchestra


Reiselektüre: Andernorts von Doron Rabinovici

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Publié le 3 Septembre 2011

Nach eineinhalb Jahren gönnte ich mir zur Abwechslung einen Urlaub, der über die 1 Wochen / 10 Tage - Grenze hinausging. Zwei Wochen und zwei Tage! Welch Luxus, Genuss und  Freude! Im Jänner habe ich von Fabiennes und Careys einwöchigen Tanz-Improvisations Workshop in der Natur gehört und sofort beschlossen, dass ich daran teilnehmen werde (6. - 13.8.). Sie haben Faragous, heute Gîte Rural und Veranstaltungsort, einst unter anderem Kirche Notre-Dame de Faragous, im Rougiers ausgewählt. Der nächstgelegene Ort ist Camarès.

Rougiers gehört zu dem zwischen den Städten Clermont-Ferrand, Montpellier und Toulouse gelegenen Département Aveyron. Der Name Rougiers weist darauf hin, dass die Erde dort intensiv rot gefärbt ist aufgrund der Oxidation der einst abgelagerten, stark eisenhältigen Meeressedimente.

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Aber nicht nur die Erde ist rot, auch was sich darauf bewegt. So etwa die Wolle der Schafe. Und Schafe gibt es viele – hier kommt nämlich auch unter anderem der berühmte Roquefortköse her, nebst anderer köstlicher Schafkäsesorten. Die Schafherden werden täglich mit Hunden und teilweise mehr als betagten Schäfern hinaus auf die Weiden gebracht und abends wieder retour. Ginger, die dreifärbige Katze von Carey, hat im Laufe der Woche auch mehr und mehr rötliche Färbung angenommen.

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Aber zurück zum Anfang. Mit Martines Auto hat der Urlaub bei Regen als Roadmovie begonnen. Martine, Sabine und ich haben Frankreich kommod von Paris südwerstwärts durchquert und waren sehr froh, dass wir Freitag als Abreisetag gewählt hatten. Man möge nicht außer Acht lassen, dass August nach wie vor Urlaubshochsaison in Frankreich ist.  Unterwegs verloren wir einen Stück der Rückspiegelverkleidung – auf der Autobahnraststätte hat ein Rüppel einfach das geparkte Auto touchiert. Wenigstens war der Spiegel heil geblieben. Am mittleren Nachmittag erreichten wir das Ziel unserer Tagesetappe – Millau - Hochburg der Handschuh- und Lederfabrikation. Wir bezogen das eher wenig erwähnenswerte Hotel und gingen dank Sabines Recherchen über Millau schnurstracks zur Manufaktur Causse.

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Dort sind allerhand Designerhandschuhe und Kollektionen ausgestellt, die wahrlich genial sind. Herr Karl Lagerfeld und seine berühmten Lederhandschuhe finden sich da in den Vitrinen, für diverse Stars gefertigte Modelle etc. Die Leder sind so fein und weich anzugreifen! Ich habe eine Woche später, zwar nicht in dieser Manufaktur, ein Paar Handschuhe - schwarz mit Blumenmuster - bestellt - sie sollten Ende September geliefert werden. Auf Bestellung angefertige Handschuhe hat schon was. Die Singer-Nähmaschinen dürfen auch hier nicht fehlen, denn es wurde auch Einblick in die Handschuhfertigung in Form von Ausstellung gegeben.

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Dann ging es auf ins Zentrum des recht belebten und aufgeweckten Städtchens, das zwischen Tourismus, Leder- und Lederwarenfabrikation, Messerfabrikation, Kunsthandwerk, regionalen kulinarische Köstlichkeiten (Käse, Wurst- und Fleischwaren) und Esoterikläden Reichhaltiges zu bieten hat. Paragleiter, Kanuten, Wanderer, Kletterer. Radfahrer kommen in die Gegend um ihrem Sport zu frönen. Es fand übrigens auch Mitte August die Petanque-Weltmeisterschaft in Millau statt.

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Die eher aus der Bretagne und dem Elsass, und aus den Niederlanden sowieso, bekannten Sabots (Holzschuhe) die zwecks Sabotage - so die Legende - in die Produktionsmaschinen geworfen wurden, werden auch dort hergestellt. Millau ist diesen Sommer auch in den Schlagzeilen wegen eines Goldschatzes (34 Golddukaten), der sich mitsamt den Findern kurz nach der Entdeckung volatisiert hat.

Millau hat seit 2004 ein Wahrzeichen – Le Viaduc –„ le Pont du Gard du 21e siècle“ – des britischen Architekten Norman Foster. 343m ist der höchste Pfeiler der Autobahnbrücke hoch, die  fast 2,5 km lang das Tal überspannt. Technisches Meisterwerk, schonend für die Anrainer, materialsparend usw usf wird das Bauwerk lobend hervorgehoben, und  zu dem sogar Exkursionen organisiert werden.

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Aber wir wollten ja endlich raus aus der Stadt, und sind unter der Brücke durch, aufs Land Richtung Faragous gefahren.

Nach einer kleinen orientierungsverlustigen Phase standen wir als die drei ersten Teilnehmerinnen an dem Ort, der für eine Woche Ort der Begegnung von insgesamt 19 Leuten, Ort des Tanzes, Yoga, Massage, Musizierens sein würde.


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Der Tagesablauf war mehr oder weniger fixiert mit Meditation zwischen 8 und 9h.

Frühstück rund um den großen Tisch in der Küche. Der für die Gruppe fast zu klein war und eher einem Bienenstock glich – denn jeder suchte sich sein Frühstück zusammen, und da fehlte es an Müsli  oder Kaffeenachschub war erforderlich, da war etwas aus dem Kühlschrank zu holen, Brot aus dem Toaster zu fischen, Tee zu machen …

10 – 13h Yoga - und zwar verschiedenster Art wie Asthanga, Vinyasa, Acrobatic Yoca, Yin Yoga und dann Übergang zu Tanz standen auf dem Programm.

Jeweils 3 – 4 Leute waren für die Zubereitung des Mittagessens eingeteilt, eine andere Gruppe für Aufdecken und anschließend Geschirr versorgen. Der Rest der Meute konnte die Wartezeit auf das Essen je nach Lust und Laune verbringen. Mittagessen in der Scheune oder wenn es zu kalt war in dem Haus mit Speiseraum.

Gegen 15h ging es dann weiter mit Tanzsessions bis ca. 19h. Anfang der Woche blieben  wir eher im Inneren, das Wetter war kühl und regnerisch. Aber das blieb nicht so, so konnten wir auch hinaus in die Natur.

Abendessen kochte Muriel, die Betreiberin der Gîte, für uns. Wir mussten nur Aufdecken, Geschirr versorgen, und dazwischen Essen und Tratschen.

Ein oder zwei Mal hatten wir sogar noch Energien für eine Tanz- und Musikjamsession nach dem Abendessen.

 

Und wie kann man sich nun vorstellen, wie so ein Improvisationstanznachmittag ablief?

Fabienne und Carey führten uns beispielsweise an einen Ort und luden uns ein, jeder für sich möge sich einen Platz suchen, auswählen, erkunden, beschreiben, zeichnen, fotographieren. Mit ein zwei Aspekten, die wir in den Vordergrund rücken sollten.

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Dann wurden wir zusammengetrommelt und in Zweierteams, oder Dreierteams geteilt. Wir führten dann den/die anderen an unseren Ort und tanzten ein Solo, bis alle reihum durch waren. Waren sozusagen sowohl Zuschauer als auch Akteure. Und dann kehrten wir in den Saal zurück und tanzten Duos oder Trios, je nach Wunsch ohne Musik, mit Livemusik, mit Musik aus dem MP3 Player. Die anderen waren nahmen Zuschauerrolle ein.


Eine Auseinandersetzung mit sich selber, mit anderen, Austausch, Bereicherung sind die sichtbaren Früchte von diesem Wechsel von Ort und Rolle. Ich bin immer wieder fasziniert, wie im Augenblick, ohne Absprache, ohne Choreographie, improvisiert so bemerkenswerte Tanzszenen entstehen. Improvisation ist Ausdruck, expressiv, erlaubt Einblicke in oft sehr persönliche, tiefliegende Schichten eines Menschen. Die Spontaneität lässt wenig bis keine Zeit zu täuschen und zu schwindeln, da ist man konfrontiert mit allen Facetten seiner selbst und der Tanzpartner. Im positiver Art und Weise.


Ich wählte einmal einen „japanischen Garten“ mit zugegeben gerade nicht wasserführenden Flusslauf als Schauplatz, Symbol für Fließen, Bewegung, Lauf des Lebens.

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Hier ein paar Fotos von dem daraus entstandenen Duo mit Philipp:

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Ein anderes Mal wählte ich einen Grat, der wie eine Meereswelle, wie ein tragendes Element in der Landschaft, wie ein Fenster ins Innere der Erde dastand.

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Hier ein paar Eindrücke von dem Trio mit Sophie und Béatrice, in dem unsere Solos und Plätze zusammengeführt wurden.

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Einen Nachmittag unternahmen wir eine Wanderung, bei der der richtige Abzweiger weniger leicht zu finden war als vermutet, und so waren wir erklecklich länger unterwegs als gedacht und es blieb keine Zeit für die an sich vorgesehene Tanzsession. Ausgangspunkt war das Schloß Montaigut, von wo weg wir auf den Spuren der Gipsabauer unterwegs waren.

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Der Weg war nicht schwierig, aber mit 19 Leuten unterschiedlicher Wandertauglichkeit könnte das auch haarig ausgehen. Aber gut ist es gegangen, alle sind wieder wohlbehalten bei den Autos angekommen! Die generell harmonische Stimmung während des gesamten Workshops fand ich bemerkenswert und ich habe das bei dem abschließenden Talking-Stick  (eine Art von Feedback-Runde) auch hervorgehoben.


Ab Dienstag geisterte immer öfter das Wort „Solos“ durch die Gespräche und Köpfe. Denn am letzten Tag des Workshops hatte jede und jeder ein Solo vorzuführen. Der Ort, die Musik, das Thema, allfällige Unterstützer konnte jeder für sich festlegen. Ich war geschmeichelt, denn ich wurde von drei anderen zur Unterstützung für ihr Solo eingeladen worden.

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Ich selber wählte für mein Solo den Saal. Thierry und Damien sorgten mit Laute und Perkussion für die Musik. Philippe und Carlos waren Darsteller der technoiden Seite der Szenerie und sollten an die auf der von Faragous aus sichtbaren Hügelkette stehenden Windräder erinnern. Natur, Freude, Beweglichkeit repräsentierte ich durch Steine, die ich draußen gesammelt hatte, rote Pölster, rote Matten an der Wand. La Terre Rouge!


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Wir hatten vereinbart, dass jeder in ein paar Worten Eindruck, Empfindungen bei dem Solo festhält und der Person, die das Solo getanzt hatte, mitgibt. Ich habe seither mehrmals schon nachgelesen, was mir die anderen mitgegeben haben. Was für Geschenke! Dieser letzte Tag war, vom ersten Solo um 8h bis zum letzten Solo gegen 22h so reich an Kreativität und tollen Vorführungen - wie 5 Abonnements im Thêatre de la Ville! 

Ich bin Samstag mit dem zufriedenen Gefühl, hier ein Ganzes, Gesamtes erarbeitet und abgeschlossen zu haben, mit vielen schönen Erlebnissen im Rucksack abgereist.

 

Copyright: Die Fotos von den Tanzszenen wurden mit Carlos Kamera von Carlos, Damien und Marianna gemacht.

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