Von den Bourbonen zu Bouygues Telecom
Publié le 5 Octobre 2009
Nur etwas mehr als 6km von Paris entfernt, unter anderem mit der Métro 12 erreichbar, bietet die Agglomeration mehr Arbeitsplätze als sie Einwohner aufweist. Das und noch viel mehr erfuhr ich anlässlich meines Besuchs der Biennale, die zum fünften Mal veranstaltet wurde und unter dem Motto stand "Mon Dieu, délivrez moi du modèle..." Diderot.
In dem 1999 mit dem « Prix Européen du Musée de l’Année“ ausgezeichneten Musée Français de la Carte à Jouer, eines der weltweit sieben den Spielkarten gewidete Museum, findet die Biennale statt.
Das moderne Gebäude versteckt sich hinter dem Eingangsbereich zu dem ehemaligen Schloss der Prinzen von Conti, einem Zweig der Bourbonen. Außer diesem mit dem Museum verquickten Bauteil ist von dem Schloss und dem zugehörigen Park seit Anfang des 20. Jahrhunderts nichts mehr erhalten. Ein Modell in der Galerie d’Histoire de la Ville lässt den bourbonischen Prunk noch erahnen.
In der Galerie zur Stadtgeschichte erfährt man, dass im 19. Jahrhundert Gewerbe- und Industriebetriebe aus der Stadt Paris zunehmend in die Vorstädte verlagert wurden. So auch nach Issy-les-Moulineaux. Die Lage an der Seine und die Nähe zur Stadt werden wohl zusätzliche Argumente gewesen sein Chemische Industrie, Auto- und Flugzeugindustrie, aber auch eine Brauerei anzusiedeln. Unnötig zu erwähnen, dass es die Betriebe heute nicht mehr gibt.
Issy spielte in der Flugzeuggeschichte eine wichtige Rolle, wird gar als Wiege der Fliegerei bezeichnet. Denn die dort gebauten Flieger wurden auf dem Flugfeld gleich rekordverdächtig getestet: 1907/1908 wurden auf dem Flugfeld von Issy die ersten Streckenrekorde (von 700m aufwärts), Geschwindigkeits- (52 km/h)- und 1910 der Höhenrekord von 2587m aufgestellt.
Wohl weniger mit dem Flugzeug als auf dem strapaziösen Land- und/oder Seeweg kamen manche Bevölkerungsgruppen hierher. Issy weist eine große armenische Gemeinde auf, nahm es doch 1923 zahlreiche Flüchtlinge auf und beschäftige sie in den ansässigen Gewerbebetrieben (Cartoucherie Gévelot, Blanchisserie de Grenelle etc.).
Korsen verschlug es auch oft in diese Gemeinde, sie stellten von 1939 bis heute insgesamt 3 Bürgermeister und zahlreiche Gemeindevertreter.
Zurückkommend auf die künstlerische Vergangenheit und Gegenwart von Issy: Henry Matisse und Auguste Rodin lebten und arbeiteten in Issy, ebenso wie der Fotograph Robert Doisneau.
Zeitgenössische Kunst hat ihren Platz in Les Arches, ähnlich den Stadtbahnbögen unter der RER und in einer ehemaligen Militärfabrik.
Und eben in der diesjährigen Biennale werden Beiträge von 45 Künstlern – Malern, Videokünstlern, Bildhauern, Fotografen gezeigt. Zwei Werke fand ich besonders ansprechend: Ein Gemälde von Catherine Lopes-Curval:
Und das Videoprojekt von François Zabaleta „La surface corrigée“.