Irgendwie auf den Leim gegangen

Publié le 20 Novembre 2015

wie im Jänner 2015, so habe ich auch seit dem 13. November 2015 intensiv die Nachrichten und News-Flashes verfolgt (vielleicht sogar etwas intensiver bedingt durch den Krankenstand...), die sich im wesentlichen um die Anschläge, die Ermittlungen, IS, Daech, Radikalisierung drehten. Eingestreut in die Berichte die Flüchtlings"debatte", Religions"krieg", Frankreich im Krieg gegen ISIS, die Welt gegen IS, Frankreich nähert sich Russland an, Ausnahmezustandsregelung, Einschränkung der Bürgerrechte.

Und meinerseits regte sich zunehmend Unzufriedenheit mit dem, was ich da las/lese und hörte/höre und sah/sehe. Zum x-ten Mal Gewehrsalven im Ohr, die selben Amateurvideos, auf denen nichts zu erkennen war, Fotos von Djihadisten in der Wüste, Experten im Studio zwischen Vermitteln, dass "die Situation im Griff ist" und dann doch wieder "Aufruf zu höchster Vorsicht", "die Leute informiert halten", "Information zurückhalten".

Irgendwann war mir der Sand in den Augen zu viel. Die Gegebenheiten, die eher zu beleuchten sind, spielen sich nicht in den Cafés und Konzerthallen im 10. oder 11. Arrondissement von Paris ab. Da geht es um gesellschaftliche, soziale Fragen. Und vor allem um Einfluss, Macht und wirtschaftliche Interessen in der s.g. globalisierten Welt.

Was hatten die Anschläge von 9/11 an Einschränkungen und Überwachungen gebracht, und wieviel mehr an "Sicherheit"? Die Ereignisse 2015 haben bereits und werden noch zu Einschränkung und Überwachung beitragen. Das fängt ganz harmlos an - wie freudig die Leute ihre Taschen bei Betreten eines Geschäftes dem Wachpersonal zum Einblick öffnen und kommentieren, dass derlei Maßnahmen verständlich sind und befürwortet werden. Ich find auch nichts dabei, wenn ich in der Maison de la culture du japon oder im Centre Pompidou seit ich dies kenne durch den Sicherheitsscan durchgehe und mich einer Taschenkontrolle unterziehe. Aber was an viel eindringlicherer Überwachung der persönlichen Sphäre nun auch demokratisch beschlossen und erlaubt ist, davon hört man wenig.

Freilich könnte man argumentieren, dass man mit Google, facebook und Co. ohnehin schon seine Seele freiwillig und sehenden Auges verkauft hat. Trotzdem vermute ich, dass es noch eine andere Dimension eröffnet, wenn man erlaubt ein wenig mehr hinhorchen, hinsehen, auswerten, überwachen darf.

Kurz nach den Anschlägen meinte einer der Experten, als Replik auf die Anschuldigung, dass die Staatssicherheit nicht genug getan hat, derlei Anschläge zu verhindern: 80% der Anschläge werden vor dem Eintreten aufgedeckt und vereitelt, das System funktioniere insofern nicht so schlecht. Das berühmte 80 - 20 Prinzip? Außerdem warum die Staatsicherheit? Ist die Radikalisierung nicht mehr eine Antwort auf das Versagen des Staates auf anderer Linie? Bildung, Chancengleichheit, Bevölkerungsdurchmischung?

Der/Dem verehrten LesererIn wird auffallen, dass da große Themen recht oberflächlich angerissen sind. Nicht schlimm, vielmehr normal für eine auf der Suche-Befindlichen, wie ich mir ein anderes Bild machen kann und wie ich die Kernthemen besser fassen kann, um die es eigentlich geht, wie die Antwort für mich selber schärfen, in welcher Welt ich leben will, und was ich persönlich tun kann, um dahin zu navigieren.

Rédigé par Jutta

Publié dans #parisplages

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M
Es gibt vielleicht Wissen das niemand weiß und man vielleicht auch gar nicht wissen will...<br /> Ich hab heute mit Verwunderung festgestellt dass Häupl die Eröffnungsrede des Christkindlmarktes wegen der Anschläge in Paris abgesagt hat.<br /> Dachte ich mir schon vor Tagen dass in Wien der Rathausplatz vor Weihnachten ein "stimmiges" Szenario der christlich-abendländischen Saufkultur abgäbe (ich hoffe der Marketingmanager der Isis Lust nicht mit)...<br /> Aber warum kneift der Bürgermeister wenn trotzdem eröffnet wird. Warum nicht eine ordentliche Eröffnungsrede zur Zeit?!!
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