Gedankensplitter

Publié le 5 Mars 2011

Heute habe ich Kleidung aus der Reinigung geholt. Und wie ich da so in der Warteschlange stehe und sich mein Kopf und Magen vor lauter Chemie zu drehen beginnen, streift mein Blick über die frisch zur Reinigung angelieferten Hosen, Jacken, Hemden und die abgehangenen, ins unvermeidliche Plastik gehüllten bestellten und noch nicht abgeholten Gewandungen. Geschichten von Beruflichkeit und Privatheit, Öffentlichkeit und Versteckheit erzählen diese Stoffe. Etwa von Worten, denen sie zugehört haben, die für das eine Ohr bestimmt sind, für ein anderes ganz bestimmt nicht. Von 5 à 7 (sec) [5 à 7 - cinq à sept - meint das außereheliche Pantscherl, das sich mancher zwischen 17 und 19h erlaubt, 5 à sec ist der Name der Reinigungsfirmenkette, in deren Filiale sich die hier geschilderten Gedankensplitter abgespielt haben].

 

Die Körperausdünstungen, Haut-und und Haarschuppen, Speisereste, Spuren von Freude, Aufregung, Angst, Begegnungen, Berührungen werden chemisch entfernt und schon beim nächsten Tragen wieder neu appliziert, aufgefrischt.

 

Manche Kleider haben Urlaubsgeschichten zu erzählen. Von den in der Vorwoche zu Ende gegangenen Ferien, die man auf den Schipisten verbringt. 1x im Jahr ausgeführt, verschwinden die Schianzüge wieder im Kasten.

 

Die Teppiche in der einen Ecke der Reinigung, x-fach getreten und begangen ehe sie mal wieder einer ausführlicheren Entfährtung unterzogen werden.

 

Zwischen den Falten der Bettwäsche hängen noch die Träume, die aber auch bald herausgeschüttelt und vergessen sein werden.

 

Endlich bin ich an der Reihe, kann es kaum erwarten, dass das Laufband stoppt und die Kleiderhaken mit meiner Kleider ausspuckt. Vor der Reinigung atme ich tief ein. Wie gut die Pariser Luft ist!

Rédigé par Jutta

Publié dans #parisplages

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M
<br /> <br /> oh - neues design - also quasi frisch aufgeputzt 5 à sec... sehr schön ...<br /> <br /> <br /> <br />
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