1. Juli war DER Tag, wo sich entscheiden sollte: Gips runter, oder doch nicht.
Nach einer kurzen Nacht, weil nach dem Auftritt aux Arènes war ich ganz aufgewühlt, und andererseits habe ich mir Gedanken wegen des bevorstehenden Krankenhaustermins gemacht, war zuallererst ein Kontrollröntgen vorgesehen.
Dann gab es den Termin bei Dr. Lacoste. Die warf einen Blick auf das Röntgenbild und meinte: wenn es Ihnen recht ist, nehmen wir den Gips herunter. Ja, war es mir. Und schon wurde zur Säge gegriffen.
Vorher...
Ist einmal der Gips weg, so ist das einerseits erleichternd und befreiend, andererseits wird einem ganz seltsam zumute und das Bein kommt einem ohne Sicherzeitshülle gleich wieder um etliche Grade fragiler vor.
Nachher...
Sophie Lacoste meinte ich könnte das rechte Bein wieder voll belasten, aber eben progressiv, die beiden Hilfsbeine sollte ich zuerst noch verwenden, dann nach 2 oder 3 Tagen eine Krücke weglassen, um dann allmählich auf die übliche zweibeinige Fortbewegungsmethode zu wechseln.
Noch ein paar Instruktionen, Verschreibungen für Fädenziehen und Physiotherapie, ärztliches Attest ausstellen, dass ich "Metallträgerin" bin, und Folgetermine ausmachen stand ich "Schwupp" schon wieder im Wartesaalbereich, mit meinem gipsbefreiten und insofern nackten Bein, das allerdings nach 6 Wochen unter dem Gips nicht so sehr naked aussah. Die Haut war trocken und ganz schuppig, wären nicht die nachgewachsenen Haare gewesen hätte man an eine sich häutende Schlange denken müssen.
Als ich mich für einen Röntgentermin für Anfang September anstellte, herrschte an dem just an einer Engstelle des Ganges befindlichen Schalter gerade Hektik und Aufruhr (ein Spitalsinsasse tat lauthals seinen Unmut kund, ein ambulant behandelter Patient ebenso). Da wurde mir dann schon leicht schwarz vor den Augen. Ich setzte mich wieder ein wenig hin, das hat meinen Kreislauf wieder beruhigt.
Nach dem aufregenden Vormittag bin ich mit einem "Taxi Conventioné", das ist ein normales Taxi, aber von den Fahrtkosten übernimmt die Krankenkasse einen Teil, wieder nach Hause gefahren.
Das rechte Wadl ist auf einmal viel dünner.
Am Donnerstag fand der erste Termin der Physiotherapie statt. Da muss man schon mitunter tief durchatmen, wenn das Haxerl in alle möglichen Richtungen gedreht, geschoben und gezogen wird. Hausaufgaben hat er mir mitgegeben, die ich bis zum nächsten Termin am 8. Juli üben soll, damit Beweglichkeit, Muskulatur und die Bänder bald wieder fit werden: Fußgelenkkreisen, Fersen/Waden dehnen, auf die Zehenspitzen stellen und wieder absenken.
Noch sehen rechter Fuß und rechter Knöchel sehr unförmig aus, sind vermutlich wegen der Blutergüsse dunkler gefärbt als das linke Pendant. Die Schwellungen in Fuß- und Knöchelbereich sind beachtlich. Regelmäßiges Auflegen von Tiefkühlerbsensackerl und Bein hochlagern während der Nacht sollen dem allmählich Abhilfe schaffen. Ob das jemals wieder normal aussehen wird, abgesehen von der Operationsnarbe?